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Sammlungen Museum Münstertal

Museum Münstertal verwaltet, pflegt und stellt einige historische Sammlungen aus, welche dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wurden, um diese nachhaltig zu erhalten und für künftige Generationen zu bewahren.

 

 


Mineraliensammlung Erwin Gutmann

Einer der bedeutensten Sammlungen die das Museum Münstertal  verwaltet, ist die in den 1960er und 1970er Jahren begründete Mineraliensammlung von Erwin Gutmann.

Erwin Gutmann, geboren und zuhause im Münstertal, war ein leidenschaftlicher Sammler. Den Schwerpunkt seiner Sammlung legte er auf die vielfältigen Mineralienarten, welche im Tal vorkommen. Ergänzt ist sein einzigartiges sammlerisches Lebenswerk um Mineralien aus Wieden, Badenweiler, dem Schwarzwald und aus aller Welt.

Wir sind seinen Nachkommen sehr dankbar, im Museum alternierend Teile seiner riesigen Sammlung präsentieren zu dürfen. Sie ist eine der umfassendsten Privatsammlungen ihrer Art im Schwarzwald.

Einige Eindrücke hiervon, sind in der folgenden Bildergalerie zu finden.

 

 

 

 

 

 

 


Mineraliensammler Erwin Gutmann in den 1970er Jahren

 

Die "Pfarrer Strohmeyersammlung" – ein Naturalien- und Kuriositätenkabinett aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert (Sonderausstellung 2021/zeitlich befristet)

 

Als „Pfarrer Strohmeyersammlung“ wird ein Naturalien- und Kuriositätenkabinett verstanden, welches sich seit etwa 150 Jahren in Besitz der Pfarrgemeinde St. Trudpert befindet. Aufbewahrt in zwei Schränken sind dort zahlreiche Exponate zur Bergbau-, Siedlungs-, Sozial- und Naturgeschichte des Münstertales erhalten. Mit enormen Arbeitsaufwand wurde die Sammlung von der Heimatinitiative Münstertal e.V. 2010 erstmals gesichtet sowie ínventarisiert, 2019 umfassend grundgereinigt um abschließend einen Teil für die gezeigte Ausstellung vorzubereiten. Insgesamt wurden hierfür ca. 400 Arbeitsstunden aufgebracht.

 

Entstehung des Naturalien- und Kuriositätenkabinetts von St. Trudpert

 

Kuriositätenkabinette, aus denen später Wunderkammern hervorgingen, waren bedeutende und heute noch interessante Vorläufer des Museums. Wunderkammern, Kunstkammern oder Kunstkabinette der Spätrenaissance und des Barock gingen aus den früheren Raritäten- oder Kuriositätenkabinetten (Panoptika) hervor und bezeichnen ein Sammlungskonzept aus der Frühphase der Museumsgeschichte, das Objekte in ihrer unterschiedlichen Herkunft und Bestimmung gemeinsam präsentierte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die Kunst- und Wunderkammern von den heute üblichen, spezialisierten Museen, besonders den Naturkundesammlungen mit ihrem wissenschaftlichen Anspruch, abgelöst bzw. gingen zum Teil in diesen auf.

 

Pfarrer Alois Baur, der ein Anhänger der Großherzoglichen Familie von Baden war, wusste um das umfangreiche großherzogliche Naturalien- und Kuriositätenkabinett, welches sich im Karlsruher Schloss befand. Durch seine geschichtlichen Studien der trudpertinischen Klosterarchivalien fand er zudem heraus, dass ein Teil des einstigen Kuriositätenkabinetts bzw. der Wunderkammer des benediktinischen Klosters St. Trudpert durch die Säkularisation an das Hause Baden gekommen war.Anlehnend an die barocke Sammeltradition der Mönche von St. Trudpert fing Pfr. Alois Baur an, alles was ihm naturwissenschaftlich interessant oder einfach nur kurios bzw. besonders vorkam, in Schränken zu sammeln. Bis 1864 wurde im Münstertal Bergbau auf Blei-, Kupfer- und Silbererze betrieben. Der letzte im Teufelsgrund angestellte „Bergbauphysikus“ G. Burkhart war mit Pfarrer Baur befreundet. Er schenkte ihm wiederholt Mineralien aus dem noch aktiven Bergbaubetrieb, welchen er in seiner Funktion als Bergbauphysiker betreute. Diese Mineralien aus den Schindler- und Teufelsgrunderzgängen, welche heute selten sind, bildeten den Grundstein der von Pfarrer Baur aufgebauten Sammlung.

 

Pfarrer Willibald Strohmeyer griff bei seinen Veröffentlichungen auf die geschichtlichen Forschungen und die Vorarbeit Pfr. Baurs zur Geschichte des Münstertals zurück. Ebenso führte er dessen Tradition des Sammelns fort. Unter seiner Regie wurde das das Naturalien- und Kuriositätenkabinett, auch mit Hilfe von Mitgliedern seiner Pfarrgemeinde, kontinuierlich erweitert. Im Volksmund bzw. bei den Münstertälern erhielt die Sammlung daher den Namen des beliebten Seelsorgers – die „Strohmeyersammlung“ war geboren.

 


Pfarrer Alois Baur (vorne Mitte sitzend) - Begründer der "Strohmeyer-Sammlung"

Diasammlung Albert Kuban - Münstertal 1939/40

Im Archiv des Museums befinden sich einige frühe Farbdias von Fotograf Albert Kuban aus den Jahren 1939/40 - diese Fotografien aus der Zeit des Dritten Reiches dürften zu den ersten farbigen des Münstertals überhaupt zählen. Sie stammen aus dem Nachlass von Verlagsinhaber Gustav Villinger in Staufen, und wurden dankenswerterweise von seinen Nachkommen dem Museum zur Verfügung gestellt.

In der Fotogalerie sind einige Fotografien eingestellt.

 

 

 

 

 


Maibaumstellen im Ortsteil Meister 1939

Das „Schlittenmännle von St. Trudpert“ – Büste eines Münstertäler Bergmannes aus dem 19. Jahrhundert.

 

Ein zentrales Exponat der Ausstellung ist das im Volksmund betitelte „Schlittenmännle von St. Trudpert“. Diese Büste eines Münstertäler Bergmannes entstand etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Schlittenmann wurde aus Holz geschnitzt, mit einer weißen Gipsgrundierung überzogen (Engobe) und abschließend bemalt. Die Büste stellt einen badischen Bergmann in seiner landestypischen Uniform dar, welche er z.B. an Feiertagen bzw. Hochfesten wie dem Barbaratag trug. Angefertigt wurde dieses Kunstwerk für die Badische Bergwerksverwaltung durch einen künstlerisch begabten Grubenzimmermann aus dem Münstertal.

 

Nach der Enteignung der Benediktiner im Zuge der Säkularisation 1806 betrieb die Badische Bergwerksverwaltung (BBV) ihr Bergamt in einem Gebäudeteil des Klosters St. Trudpert. Der Sitz der Verwaltung wurde später nach Badenweiler verlegt, der Schlittenmann verblieb jedoch im Münstertal. Spätestens 1864, mit der Versteigerung des gesamten Münstertäler Bergwerksinventars, könnte die Bergmannsbüste in den Besitz von Pfarrer Baur gelangt sein, welcher diese seiner Kuriositätensammlung zufügte. Dies belegt eine Inventarmarke auf der Sockelinnenseite des Schlittenmanns. Diese Marken finden sich auf zahlreichen Besitz- und Sammlungsgegenständen aus dem ehemaligen Privatbesitz Pfr. Baurs. Nach seinem Tode 1909 wurde sein gesamter Hausstand, wie damals oft üblich, an die Münstertäler Bürger versteigert. Vermutlich wurde die Bergmannsdarstellung bei dieser Versteigerung (oder auch später) von Baron Freiherr von Landenberg erworben, welcher ein leidenschaftlicher Sammler von historischen Bergbaugerätschaften war. Ein weiteres Pendant bzw. eine ähnliche Bergmannsbüste findet sich heute im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum. Ob diese tatsächlich aus gleicher Hand gefertigt wurde oder eine jüngere Kopie ist, bleibt ungewiss.

 

Eine Frage die sich dem Besucher abschließend aufdrängt: warum heißt die ausgestellte Büste eines Münstertäler Bergmannes eigentlich „Schlittenmännle“? Hier handelt es sich schlichtweg um eine Namensverwechslung. Die Bergmannsbüste ging gleichzeitig mit einem weiteren trudpertinischen Kunstgegenstand in den Besitz des Barons von Landenberg über:  eine hölzerne Kleinskulptur die einen Benediktinermönch in Winterkleidung (Pelzmütze und Muff) darstellt. Diese Figur war einst auf den Pferdeschlitten des Abtes von St. Trudpert montiert. Baron von Landenberg präsentierte seine beiden klösterlichen Kunstgegenstände zeitgleich in seinem zum Café umfunktionierten Adelssitz auf dem Laissacker Hof. Hier kam es zur Namensverwechslung – die Bergmannsbüste wurde von den Cafébesuchern kurzerhand ebenfalls als „Schlittenmann“ interpretiert. Das tatsächliche Schlittenmännchen gilt heute als vermisst. Im Volksmund trägt die Büste des badischen Bergmannes heute „ersatzweise“ seinen Namen.


Büste eines Badischen Bergmannes Mitte 19. Jhd.